Charlotte Trossbach

Charlotte Trossbachs fotorealistische Arbeiten präsentieren dem Betrachter einen flüchtigen Augenblick – eine Momentaufnahme. Das Medium unserer schnelllebigen Gegenwart, in der heute alles  - vom Selfie bis zum Essen – festgehalten wird, ist die Fotografie. Eigene Fotografien sind auch der Ausgangspunkt von Charlotte Trossbachs Gemälden; allerdings ist das Medium ihrer Wahl eines der langsamsten – nämlich die Malerei mit Öl auf Leinwand.

Beim „Übersetzen“ eines Fotos in Öl auf Leinwand geht es um mehrere Aspekte. Motiv und Ausschnitt sind wichtig, ebenso wie die Ausführung und die „Rätsel“, die die Künstlerin mit einbaut. Das Bild „So viel Raum, sagt er“ ist nicht einfach die realistische Abbildung eines Fotos aus der Zeitung. Wenn dem so wäre, müsste man die Rasterpunkte vom Offsetdruck einer Zeitung sehen. Das ist aber nicht der Fall. Wir sehen stattdessen ein klassisches Ölbild eines Schwimmers, der kraftvoll das Wasser vor sich her schiebt, so dass es sich vor ihm zu einer durchsichtigen Welle aufbaut. Umrahmt ist das Bild oben und rechts im Randbereich von etwas Zeitungstext. „So viel Raum, sagt er“ können wir gerade noch erahnen – aber nur weil diese Zeile Titel der Arbeit ist. Ob dieses Zitat vom abgebildeten Schwimmer stammt, wissen wir nicht. Der Text ist zu einer regelrechten Randerscheinung degradiert worden, während dem „Ölgemälde“ in der Zeitung viel Platz – oder auch „so viel Raum“ eingeräumt wird.

Charlotte Trossbach arbeitet gerne mit verschiedenen Bild- und Informationsebenen. Ihre Bilder einer Autofahrt lenken den Blick auf einen engen Bildausschnitt – mit dem Fokus auf die Regentropfen auf der Fensterscheibe und nicht auf die Landschaft im Hintergrund. Ganz im Vordergrund sind in zwei anderen Arbeiten zwei Symbole, durch die wir erst erkennen, dass es sich hier um Computerbildschirme handelt: „Laden“ und „Play“. Worauf blicken wir eigentlich? Einen Bildschirm? Ist dieser Filter, der Bildschirm, die neue Realität?

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Für die abgebildeten Gemälde gilt: © Charlotte Trossbach